Svea hat sich vor ein paar Wochen bei mir beschwert, dass ich ihr in der letzten Zeit keine gute Freundin war. Auch Bea sagte mir, dass sie mich vermissen würde. Was ist passiert? In meiner Familie gab es schwere Unfälle – Schicksalsschläge, mit denen ich zu kämpfen hatte. Aber das ist nicht alles. Wenn ich dir das alles aufschreiben würde, würdest du Morgen noch an der gleichen Stelle sitzen und staunen, wie viel in so einem Jahr bei einem Menschen passieren kann. Trotzdem habe ich es immer wieder geschafft, schnell in die Lebensfreude zu kommen. Meine tägliche Meditationspraxis hat mir dabei sehr geholfen. Es ist herrlich, in seiner eigenen Mitte zu verweilen, wenn im nahen Umfeld jeder am Durchdrehen ist. 8 Monate lang habe ich das durchgehalten. Jeden Tag war ich dankbar dafür, dass ich noch lebe und gesund bin und dass es auch meinen Liebsten schnell wieder besser ging. Was wollte ich also mehr? An dem Tag, an dem endlich wieder die Stille zu mir sprach, hat es mich kalt erwischt. Ich hatte eine schreckliche Sehnsucht – nach Vergebung. „Bitte Nick, verzeih mir doch endlich, dass ich dich verraten habe. Ich spüre, dass du es nach zwei Jahren immer noch nicht kannst. Dein Schweigen durchbohrt mein Herz.“ Prompt bekam ich eine Halsentzündung mit Fieber. Die Traurigkeit breitete sich in meinem Herzchakra aus. Obwohl wir monatelang nichts voneinander gehört oder gesehen haben, schrieb ich Nick diese eine Nachricht: „Können wir reden? Es gibt so viel, was ich dir sagen möchte.“ Ich spürte Nicks Brennen im Herz, als er nach dieser langen Zeit meine Nachricht las. Gefühle von Verzweiflung, Angst und Schmerz kamen bei mir an. Er antwortete mir nicht. Mein Herz blieb stehen, die Zeit auch. Ich fragte mich, warum es mir so wichtig war, dass er mir verzeihen sollte. Warum konnte ich keinen inneren Frieden finden? „Du musst erst dir selbst verzeihen“, sagte eine klare Stimme in meinem Kopf. Da war sie – die Stimme, von der mir Trish erzählt hatte. „Warum?“, fragte ich. „Weil du mit dir selbst in Frieden kommen musst, damit es andere auch können.“ Wow, meine Seele hatte gesprochen. Ich wollte noch mehr hören, aber auch die Seelenstimme zog sich von mir zurück. Also rief ich Trish an: „Notkonferenz. Mein Herz schmerzt. Du musst sofort kommen. Sonst sterbe ich.“ „Musst du immer so maßlos übertreiben, Karla?“ Wir mussten beide lachen. „Komm jetzt her!“ Wenig später saßen wir zusammen und ich erzählte ihr, wie sehr es mir wehtat, dass Nick mich komplett aus seinem Leben entfernt hat – wie jemanden, den man absolut nicht leiden kann. „Also Karla, jetzt mal Klartext: Du hast ihn verraten. Du bist zu seiner Frau gegangen und hast ihr erklärt, dass ihr euch beide liebt. Du hast vor ihr seine innersten Gefühle ausgebreitet und eure Geschichte damit verraten. Diese Geschichte hätte nur euch gehören dürfen. Sie geht niemand anderen etwas an! Hättest du das mit mir gemacht, würde ich dich auch nicht mehr mit dem Arsch anschauen.“ Meine Augen füllten sich mit Wasser. „Versteh mich bitte nicht falsch. Ich habe dich wirklich lieb, aber du musst auch mal seine Sicht der Dinge einnehmen. Und ganz ehrlich: Du kannst mir zehnmal erzählen, dass du dir selbst vergeben hast. Das Thema kann erst heilen, wenn ihr beide wie zwei erwachsene Menschen darüber redet. Wenn ihr euch in die Augen schaut und wahrhaftig dem anderen verzeiht und auch mal über euch beide lachen könnt.“ Ihre Worte trafen mich wie tausend Akupunkturnadeln. Ich brauchte ihn immer noch, um zu 100% zu heilen? In der folgenden Nacht schlüpfte ich in Nicks Herz, das unter meiner Brust schlägt. Ich fühlte den Schmerz, den Verrat und das Gefühl ausgenutzt worden zu sein. Tränen liefen meine Wangen herunter, während mein Körper fieberte. „Ich habe nicht in der Absicht gehandelt, dich zu verletzen. Und doch habe ich es getan. Ich wünsche mir, dass wir eines Tages darüber reden können, damit wir beide in Frieden kommen.“ Bis jetzt hat sich noch nichts getan an der anderen Seite der Herzleitung. Dennoch geht es mir besser. Was ich getan habe, war in meinen Augen authentisch und die situationsbedingte Wahrheit. Sicher ist jedoch: Ich würde mir bei einem nächsten Aufeinandertreffen mit seiner Ehefrau mehr Gedanken darüber machen, was und wie ich etwas erzähle, damit sich diese Situation nicht noch einmal wiederholt. Ob es überhaupt ein nächstes Mal geben wird? Ob ich Nick jemals wiedersehen werde? Wer weiß das schon? Ich muss zurück in mein Urvertrauen kommen, denn für einen kurzen Moment ist meine Basis am Wackeln.
Ich brauche eine Pause. Stille in meinem Kopf und Frieden in meinem Herz – bevor der nächste Orkan über mein Leben wütet und ich in meiner Mitte bleiben muss. Und genau dafür habe ich mir noch eine Karte aus meinem Weisheitskartendeck gezogen. Weißt du, welche? Die Fülle-Karte ist gefallen: Alles, was du zum Leben brauchst steckt tief in dir drin!
In Liebe, Deine Karla Bordeaux