Mein Name ist Nick. Eigentlich würde ich lieber anonym bleiben, aber es ist mir heute ein Bedürfnis, mich kurz vorzustellen…
Ich bin seit vielen Jahren verheiratet und habe einen Sohn. Meine Familie ist mir heilig. Meine Arbeit ist meine Berufung. Mein ganzes Leben lang habe ich meine Entscheidungen mit dem Kopf gefällt – und bin damit immer gut zurechtgekommen. Ich bin stolz darauf, dass ich mich kontrollieren kann und dass andere mir nicht hinter die Kulissen schauen können.
Dann kam Karla wie ein Knall in mein Leben. Dabei kannte ich sie noch aus der Schulzeit. Als ich sie das erste Mal nach langer Zeit wiedersah, hat sie mich nicht beachtet. Vier Jahre später sitze ich ihr wieder gegenüber und sie schaut mich zum ersten Mal richtig an. Ihre Augen funkeln, und ich denke: „Wow, wie schön du doch immer noch bist.“ Von diesem Tag an ist sie mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Fast fünf Jahre sind seitdem vergangen. Karla ist immer wieder auf mich zugegangen und hat mir ihre Hand gereicht. Sie sprach sofort von Liebe. Das hat mich sprachlos gemacht und umgehauen. Die Intensität zwischen uns beiden macht mir aber auch Angst.
Meine Gedanken fahren Karussel. Dabei war doch alles gut. Seit der Begegnung mit Karla gab es viele schöne Momente zwischen uns. Mit keinem anderen Menschen war ich bisher so sehr im Hier und Jetzt wie mit Karla. Wir haben zusammen gelacht, sind zusammen mit dem Rad gefahren, haben uns in die Augen geschaut und intensive Gespräche geführt. In stillen Momenten denke ich daran zurück. Doch das ständige Kopfkino bringt mich nicht weiter. Hellen ist die Frau an meiner Seite. Ich habe ihr etwas versprochen, als ich den Bund der Ehe mit ihr eingegangen bin. Mit den Jahren und den Verpflichtungen sind wir etwas abgestumpft. Wir sagen uns nicht mehr, dass wir uns lieben. Oft streiten wir wegen Kleinigkeiten. Momentan ist meine Beziehung festgefahren. Hellen weiß nichts von Karla. Sie wird es auch nie erfahren. Warum sollte ich sie unnötig verletzen? Es ist schließlich nichts passiert zwischen Karla und mir.
Ich habe Verpflichtungen. Meine Familie und Freunde erwarten etwas von mir. Vor einiger Zeit habe ich mich deswegen ganz bewusst für meine Familie entschieden. Den Kontakt zu Karla habe ich abgebrochen. Nur in meinen Tagträumen erlaube ich mir, an sie zu denken. An ihre Leichtigkeit und Freude, an die Liebe in ihren Augen, wenn sie mich ansieht und an die Herzlichkeit, wenn sie mich umarmt. Das gibt mir Energie. Karla hat mir mal geschrieben, dass sie spürt, wenn ich an sie denke. Das ist unglaublich. Wie kann das sein? Geht unsere Verbindung wirklich so tief ins Herz? Sie hat es verdient, geliebt zu werden. Wie gern würde ich ihr das sagen. Kein Wort kommt über meine Lippen. Nicht einmal einen Brief oder eine whatsapp kann ich ihr schreiben. Innerlich zerreißt es mich, weil ich sie mit meinem Rückzug enttäusche und ihr wehtue. Ich weiß, dass ich etwas dagegen tun muss, aber ich weiß noch nicht was und vor allem nicht wie…